
Der mennonitische Friedhof
Warum gibt es einen Friedhof auf dem Geisberg ? Der Geisberg gehört nämlich zum Nachbarort Altenstadt, und dieser gehört heutzutage zur Stadt Weißenburg.
Tatsächlich handelt es sich um einen etwas ungewöhnlichen konfessionellen Friedhof, der mit der Mennonitengemeinde hier vor Ort verbunden ist. Es geht auf die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück und zeugt von den Herausforderungen, die die Ansiedlung mennonitischer Landwirte in dem Bezirk Outre-Forêt mit sich brachte.
Die Mennoniten, Schweizer Einwanderer, mit ihren diskreten Sitten, wurden im Elsass für die Qualität ihrer Arbeit anerkannt. Doch sie riefen auch gemischte Reaktionen bei den Elsässern hervor, die zwischen Neugier und Misstrauen vor dem Hintergrund landwirtschaftlicher Rivalitäten schwankten.
Darüber hinaus zogen die Mennoniten die Feindschaft der katholischen, lutherischen oder reformierten religiösen Autoritäten auf sich, die in ihnen Ketzer oder Sektierer sahen. Nur weil sie sich weigerten, Kinder zu taufen, Waffen zu tragen oder sich für die Trennung von Kirche und Staat einsetzten.
Aus diesem Grund war es ihnen oft nicht erlaubt, auf Gemeindefriedhöfen beerdigt zu werden, manchmal gab man ihnen einen Platz an dem Nichtchristen oder Selbstmördern begraben wurden.
Doch Altenstadt war eine Ausnahme, denn bevor der Friedhof auf dem Geisberg eingerichtet wurde, konnten die mennonitischen Bauern ihre Toten einige Jahre lang auf dem kirchlichen Friedhof an einem dafür vorgesehenen Ort beerdigen1. Im Allgemeinen beerdigten Sie ihre Toten in der Nähe ihrer Höfe zu begraben: in einem Garten, einem Obstgarten, einer Wiese…
Um 1750 stellte Michel Philippe de Weber (1697-1777), der zweite Besitzer des Geisbergs, ein Grundstück zur Verfügung, das ihnen als Friedhof dienen sollte. Dieser wurde 1863 und 1883 mit dem Erwerb des heutigen Zugangswegs erweitert.
Heute ist der Friedhof weiterhin im Besitz der Evangelischen Mennonitengemeinde Geisberg und wird von den Bewohnern des Dorfes gepflegt. Wie die der benachbarten Höfe Schafbusch (Steinseltz) und Dieffenbach (Riedseltz) wird er heute noch benutzt.
Die ältesten Grabsteine sind aus dem Jahr 1850; es handelt sich jedoch nicht um die ältesten Gräber, denn es gab früher keine Grabsteine, die Gräber waren nur durch einen Erdhügel zu erahnen.
Die noch lesbaren Grabsteine weisen keine typischen Ornamente auf, wie man sie auf anderen mennonitischen Friedhöfen – etwa 50 in Ostfrankreich – finden kann.
Stattdessen sind oft Bibelverse zu lesen, die an diesem ruhigen Ort im Schatten einer Linde zur Besinnlichkeit einladen und von einem lebendigen Glauben an Jesus Christus zeugen.
Notes :
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- Vgl.: Korrespondenz vom 23. September 1760 zwischen Pfarrer François Casimir Avril und dem Bischof von Speyer.
- Vgl.: Korrespondenz vom 23. September 1760 zwischen Pfarrer François Casimir Avril und dem Bischof von Speyer.
Illustrations :
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- „Ich weiß wohl, dass mein Erlöser lebt“ Hiob 19,25
- Bei der Einweihung der Grabsteine der Familie Böhr, 1880-90er Jahre. Im Hintergrund ist eine Hopfenplantage zu erkennen. Private Sammlung (Jean Hege).
- Auszug aus einer Verkaufsurkunde aus dem Jahr 1863: Verkauf eines Grundstückes an die „Compagnie des Mennonites du Geisberg“. Archiv der Evangelischen Mennonitengemeinde Geisberg (EEMG).
- Detail eines Grabsteins, altes Motiv.
- Detail eines Grabsteins: Vers auf einem modernen Grab.
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Weiterführende Lektüre
Werner ENNINGER und Michèle WOLFF, Lieux d’inhumation mennonites dans l’Est de la France (Presses de l’Université de Essen), 3 Bde. von 1992 bis 1995, AFHAM.